aus Kapitel 24
Die Nebel zur Anderswelt
So war Ihwar in die Weisheit der Boten der Worte eingetaucht, immer wieder raunten sie ihr vom Leben, immer wieder kehrten sich die magischen Zeichen des Todes zum Himmel und wollten sie mit der Lebendigkeit trösten.
Aber Ihwar kann ihnen nicht trauen, so gerne sie es auch will; und auch wenn sie sich tapfer und zielstrebig Jera hingibt, immer wieder all ihrem Mut und ihrer Zuversicht Zuspruch zollt, heute ist sie verzweifelt, heute ist sie Ihwar, ganz Tochter, ganz Frau, ganz Mutter.
„Es ist die Nacht von Samhain, es ist die Nacht der Wiederkehr der Toten; es ist die Nacht der Wahrheit, in der ich auf der Suche nach ihrer aller Tod bin. Es ist die Nacht in der sich meine Sehnsucht, die immer größer und größer geworden ist, meine Sehnsucht nach den geliebten Menschen, die ich schon vor vielen Monden verloren habe, erfüllt. Ich muss es annehmen, dieses Verlorensein, diese Einsamkeit, diese Hoffnung, die sich in die Hoffnungslosigkeit gewandelt hat; ich muss es annehmen, dieses Schicksal und die Gewissheit, dass ich sie alle in diesem Leben nicht mehr wiedersehen werde.
Aber noch einmal, noch ein einziges Mal möchte ich meinem Wunsch nach Aussöhnung zollen. Heute Nacht werde ich zum Kreutzwech gehen und werde sie dort suchen; ich muss ihnen ein Licht anzünden, ihnen entgegengehen und die Schleier zur Anderswelt durchschreiten.
Ich muss mein Kind um Verzeihung bitten, dass ich es im Stich gelassen habe, dass ich nicht dafür gesorgt habe, dass es leben kann. Ich muss Wyn um Verzeihung bitten, dass ich sein Geschenk für unser Leben so achtlos weggeworfen habe, und ich muss sie beide gehen lassen.
Endlich muss ich meine Eltern finden, endlich wissen, warum sie mich alleine zurückgelassen haben, warum ich nicht mit ihnen gehen durfte, damals, als wir noch eine glückliche Familie waren.“