A wie Angst

… Eva hatte eine ganze Weile regungslos dagestanden und musste ihren Schock erst mal überwinden. Ihr war unbehaglich zumute gewesen, Angst war in ihr aufgestiegen, die Vergangenheit hatte sie eingeholt. 

„Wie hat er mich denn gefunden? Ich war mir doch so sicher, dass er mir nicht folgen könnte. Was habe ich denn falsch gemacht?“ Und dann war die Erinnerung an ihre Ehe zurückgekommen und hatte begonnen, wie ein schrecklicher Film vor ihrem inneren Auge abzulaufen. „Es ist eine Katastrophe, was soll ich denn jetzt machen?“, hatte sie sich verzweifelt gefragt.

Wie eine Antwort hatte sie das vertraute „urr, urrrr, urrrrr“ vernommen. Die Katze war um ihre Beine gestreift und hatte sie mit ihrem Schnurren in die Gegenwart zurückgeholt.

„Gott sei Dank“, hatte sie noch hervorgebracht, Urrh auf den Arm genommen und ihr Gesicht in das weiche Fell gedrückt.

„Wie gut du riechst, ich habe dich so vermisst. Ich bin so glücklich, dass du lebst, mein Schatz“, sprach sie in Gedanken und hörte in Urrhs Schnurren ihre entspannten Worte: „Ich kann dich ja nicht im Stich lassen, du brauchst mich doch.“

„Danke, mein Schatz“, schluchzte sie jetzt ungehalten und ließ die Tränen der Erleichterung zu. „Bitte lass mich nie wieder alleine, hörst du?“

Und wieder hatte Eva diese Ahnung, als wenn in dem „urr, urrr, urrr“ eine Antwort zu hören wäre. …

aus Kapitel 15 Evas Mann, Seite 140